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Wer sich aktuell mit E-Commerce Print und Online-Print beschäftigt, der kommt an „Headless Commerce“ nicht vorbei. Nein, es handelt sich nicht darum, „kopflos“ Geschäfte zu machen. Es geht auch nicht um ein neues Buzz-Word. Vielmehr geht es um eine Web-Technologie, die Unternehmen hilft, trotz technischem Wandel, in der Zukunft flexibel zu bleiben und Investitionen langfristig abzusichern.

Aber um was geht es genau? Der Begriff „Headless“ wird in der IT für Systeme verwendet, die nur per Netzwerkzugriff oder per Webseite gesteuert werden.

Von der anderen Seite betrachtet geht es darum, Oberflächen, sogenannte „Frontends“, für Nutzer zu entwickeln, ohne dass der „Frontend“ Entwickler Funktionen programmieren muss. Er muss sich nur um die Darstellung des Contents und der Anwendung sowie um den Funktions-Ablauf kümmern.

Als Voraussetzung müssen die Funktionen einer Anwendung von der Veröffentlichungsebene, also den Frontends oder dem „User-Interface“ getrennt sein. Und als dritte Ebene existiert eine Datenbank, in der die Anwendung Daten schreibt bzw. von dort einliest. Genau diese Technik wird beim „Headless Commerce“ genutzt, nämlich Shop-Systeme mit dreischichtiger Infrastruktur, in der die Datenbank, die Geschäftsintelligenz und die Bedienoberfläche voneinander getrennt sind. Das „Frontend“ ist für die Bedienung der Nutzer und die „User-Experience“ verantwortlich, während das „Backend“ die Business-Logik und die Daten bereitstellt.

Im E-Commerce bedeutet das, dass die unterschiedlichsten Geräte und Oberflächen auf die gleichen Funktionen und die gleichen Daten zurückgreifen können. Das geht so weit, dass Anwender verschiedener Webshops nicht merken, dass es sich im Hintergrund um die gleiche Anwendung handelt. „Headless“ bedeutet also, dass die Intelligenz des genutzten Systems nicht in der Nutzeroberfläche steckt, sondern von einem dahinterstehenden Programm bereitgestellt wird. Ermöglich wird diese Technik durch Webbasierte Programmaufrufe, sogenannte „API“ (Application Programming Interface), z.B. in Form von „REST“ Schnittstellen.

Die Trennung hat viele Vorteile:

1. Schnelle Anpassung an modische Trends

„Frontends“ sind oft Geschmacksache und sind dem Zeitgeist unterworfen, weil optische Effekte aber auch Webseiten-Strukturen in der Regel Mode-Trends folgen, die sich schnell verändern. Dagegen verändern sich typische kaufmännische Funktionen kaum. Beispielsweise bleiben typische Funktionen für die Bereitstellung und Pflege der Artikel- und Kundendaten, die Preis- und Rabattberechnung und die Verwaltung und Verarbeitung der Auftragsdaten über lange Zeiträume gleich, während sich die Darstellung und die Bedienung an der Oberfläche ständig ändern. Das bedeutet, ändert sich das Design und der Ablauf im Shop, muss nur die Oberfläche angepasst werden, die Anwendung selbst muss nicht geändert werden.

2. Konzeptionelle Freiheit

Ein „Headless“ System hat nicht nur Vorteile im zeitlichen oder technischen Kontext, sondern bietet auch konzeptionell viele Möglichkeiten. Innerhalb eines Shops können die gleichen Funktionen für unterschiedliche Artikeltypen individuell angepasst und User freundlich gestaltet werden. In einem Printshop können z.B. die Eigenschaften der Artikelkonfiguration dem User per Dropdown, per Kacheln oder per Radio-Buttons bereitgestellt werden, je nachdem welcher Artikel mit welchen Eigenschaften zusammengestellt werden soll. Die Preisberechnung erfolgt davon unabhängig im „Backend“. Und ganz neue Ideen können sehr viel einfacher umgesetzt werden, weil die Programme selbst nicht verändert werden müssen.

3. Nutzung verschiedener „Touchpoints“

Nicht nur Shop-Designs ändern sich im Laufe der Zeit, sondern auch die genutzte Hardware und die dafür verwendeten Programme. So kann mit dem Smartphone oder Tablet für den Online-Kauf eine App und gleichzeitig im Browser ein Internet-Shop bereitgestellt werden, und beide greifen auf die gleichen Programme und Daten im gleichen Backend zu. Man spricht hier auch von sogenannten „Touchpoints“, mit denen das Unternehmen auf verschiedenen Kanälen mit den Kunden interagiert. Durch die technische Entwicklung entstehen neue „Touchpoints“, beispielsweise holographische Systeme, die völlig neue „Frontends“ benötigen. Selbst dann kann die Shop-Software im Hintergrund weiterverwendet werden.

4. Unabhängige Nutzung mehrerer Anwendungen

In der Vergangenheit war mit der Auswahl des Shopsystems die Nutzung weiterer externer Funktionen von Drittanbietern eingeschränkt. Nur wenn der Shop eine direkte Schnittstelle zu anderen Anwendungen hatte, konnten diese auch verwendet werden. Mit dem Einsatz der „Headless“ Technik spielt es für die Shop-Anwendung keine Rolle, welche zusätzlich genutzte Programme von Dritten im Frontend genutzt werden, sofern diese eine AP Schnittstelle bereitstellen. So kann für den Kundendialog im „Headless“-Shop jegliche Chatbot-Software mit API verwendet werden. Auch die Integration eines Web-To-Print Werkzeugs ist in einem „Headless“ Shop viel einfacher. Weitere denkbare Zusatzfunktionen sind beispielsweise 3D Animationen oder Augmented Reality.

5. Günstigeres und schnelleres Time-To-Market

Wer sich auf ein funktionierendes Backend verlassen kann, das alle relevanten kaufmännischen Funktionen beherrscht, kann neue Shops, neue Shopkonzepte, neue Touchpoints und neue Zusatzfunktionen viel schneller realisieren, weil nur die Oberflächen entwickelt werden müssen. Das bedeutet weniger Entwicklungsaufwand und schnellere Umsetzungsdauer. Letztendlich bedeutet das für den Shop-Betreiber, er ist im Markt schneller, flexibler und effizienter und erzielt einen nicht unerheblichen Wettbewerbsvorteil.

Praxisbeispiel „One-Pager“ Closed-Shop

Ein Beispiel aus der Praxis war die Anfrage eines weltweit operierenden Konzerns, der bei einer Druckerei die gesamte weltweite Distribution von Visitenkarten inklusive der Produktion für Europa anfragte.

Voraussetzung war die Bereitstellung eines Web-To-Print Bestellportals durch die Druckerei. Bedingung war, dass sich der Closed-Shop für die Online-Editierung und Bestellung der Visitenkarten so nah wie möglich an der bisher eingesetzten Lösung orientieren sollte. Dieser war ein reduzierter „One-Pager“, erreichbar per Single-Sign-On, mit Voransicht der Visitenkarte, Eingabe der Bestellmenge und Auswahl der Lieferadresse. Als Lösung mussten nur die Frontends des „Headless“ Shops der Druckerei angepasst und die reduzierten Funktionen aus dem Backend angesprochen werden. Die Generierung der Visitenkarte mit den Userdaten erfolgte automatisch im Backend und auch der Warenkorb wurde im Hintergrund des Backends gefüllt und verarbeitet. Nur das Frontend wurde verändert, an der eigentlichen Programm-Software musste nichts geändert werden. Durch diese Flexibilität konnte der Druckdienstleister den Auftrag letztendlich für sich gewinnen.

Praxisbeispiel Open-Shop und Online-App

Ein weiteres Beispiel aus der Praxis ist ein Druckunternehmen, das die Vermarktung seiner Produkte durch E-Commerce ausweiten wollte.  Wichtig war dabei, dass der klassische Vertrieb mit in das Konzept eingebunden werden sollte. Die Lösung war ein umfangreicher Webshop zum Konfigurieren und Kalkulieren von Druckprodukten, Upload-Möglichkeit von Druckdaten und einem klassischen Warenkorb. Den Außendienst Mitarbeitern wurde parallel eine App auf dem Smartphone bereitgestellt, mit der Sie auf die gleichen Daten wie der Webshop zugreifen konnten, um beim Kunden vor Ort direkt Preis-auskünfte geben zu können. In der App wurde darüber hinaus noch eine automatische Angebotsfunktion aus dem Backend bereitgestellt, so dass der Verkäufer beim Kunden vor Ort mit wenigen Klicks ein Angebot erstellen und an den Kunden senden konnte. Dieses Angebot war im System gespeichert und konnte vom Verkäufer später nachverfolgt werden. Alle Prozesse wurden mit ein und demselben System umgesetzt, bearbeitet und verwaltet.

Entwickler können auf beliebig viele Shop – und Web-To-Print Funktionen zurückgreifen

Fazit und Handlungsoption

Jedes Unternehmen, das sich im Online Business betätigt, muss flexibel sein und dynamisch agieren können. Agiles Handeln ist Voraussetzung für den langfristigen Erfolg, denn nur wer sich schnell an Veränderungen des Marktes anpassen und neue Konzepte schnell und einfach realisieren kann, ist in der Lage, langfristig Kundenwünsche zu bedienen. Deshalb geht es nicht nur darum, eine Shop-Software einzusetzen, die die aktuellen Bedürfnisse befriedigt, sondern es geht darum, eine Software zu verwenden, die die Flexibilität besitzt, zukünftige Entwicklungen zu adaptieren. Und dabei geht es nicht nur um optische Anpassungen, sondern um strukturelle und technische Entwicklungen. Nur ein Headless Commerce-System kann diese Anforderung erfüllen.

Was bietet Obility?

Obility ist seit jeher ein 3-Schicht Modell mit Veröffentlichungsebene, Programmschicht und Datenbank. Auf dieser „Plattform“ stellt Obility ein komplettes E-Business mit Shopsystemen, ERP/MIS, CRM und Web-To-Print Funktionen bereit. Speziell für die Druckindustrie stehen fertige, in der Praxis erprobte „Frontends“ bereit, mit denen Druckunternehmen schnell und einfach Printshops und Web-To-Print umsetzen können. Gleichzeitig setzen Druckdienstleister die Obility Plattform als geräteunabhängiges ERP und MIS System ein. Durch offene Schnittstellen, Automatisierung und Workflows wird höchste Effizienz in der betrieblichen Abwicklung gewährleistet. Neben der Nutzung von fertigen Onlineshops profitieren Obility Nutzer von der „Headless“ Architektur, indem Sie für Ihr Produktportfolio oder für Ihre Kunden speziell angepasste Shopsysteme umsetzen. Die Anpassung erfolgt entweder durch Obility oder, wie in zahlreichen Fällen, durch eigene Frontend-Entwickler der Kunden. Dadurch schaffen Druckdienstleister mit Obility einen besonderen USP in ihren offenen Shops. Und mit individuell auf die Kundenwünsche zugeschnittenen Closed Shops binden Druckdienstleister ihre Stammkunden, indem Sie den Nutzwert für die Kunden erhöhen.

Schauen Sie sich passend dazu unsere Referenzseiten an, oder lesen Sie unseren

Praxisbericht: Erfolgreiches Stammkundenportal für Printprodukte