Knud Wassermann, Chefredakteur der Graphischen Revue im Gespräch mit Frank Siegel zum Thema „Print 4.0“
Lesen Sie hier das Interview von der dip-Energy Lounge von Knud Wassermann, dem Chefredakteur der Graphischen Revue mit Frank Siegel, CEO der Obility GmbH.
Knud Wassermann, Chefredakteur Graphische Revue
Herzlich Willkommen zur drupa 2016. Mein Name ist Knud Wassermann und ich begrüße heute Frank Siegel, Geschäftsführer der Obility GmbH.
Herr Siegel, wir haben uns ja schon 2012 getroffen und über das Thema „Web-to-Print“ gesprochen. Was hat sich denn bis 2016 aus Ihrer Sicht in diesem Bereich verändert?
Frank Siegel, Obility GmbH:
Web-to-Print ist erwachsen geworden. Es ist nicht mehr eine Technologie, über die man spricht, sondern es ist eine Technologie, die durchgeführt wird.
Was sich ein bisschen verwässert hat, ist, dass Web-to-Print eigentlich nicht mehr nur für die Editierung von Drucksachen im Internet verwendet wird, sondern Web-to-Print ist eigentlich Online Business.
Knud Wassermann:
Wie haben sich diese Trends auf Ihr Unternehmen, auf Ihre Produkte ausgewirkt?
Frank Siegel:
Wir sind mit unseren Kunden gewachsen und den Anforderungen im Markt, denn je professioneller so ein Geschäft angenommen wird, desto stärker kann man sich darin auch entwickeln.
Die Obility GmbH hat sich zum einen natürlich auch im klassischen Web-to-Print- und Editorbereich weiterentwickelt, also dass man verschiedene Möglichkeiten hat, Dokumente zu editieren. Aber vor allen Dingen hat sich das ganze Thema bei uns „aufgespreizt“.
Aufgespreizt insofern, als dass wir sagen: „Okay, es gibt Lösungen für Consumer und es gibt Lösungen für Gewerbetreibende (also mit offenen Shopsystemen).
Was aber ganz besonders wichtig ist, vor allen Dingen für konventionelle Drucker, die heute vielleicht noch keine Erfahrung mit Web-to-Print gemacht haben oder erst einsteigen, ist das Thema „Stammkundengeschäft“: Also geschlossene Systeme, bei denen man seinen Kunden Produkte über Bestellportale zur Verfügung stellen kann.
Das ist ein ganz großer Bereich. Ein weiterer großer Bereich ist auch, dass unser System aufgebaut ist wie ein ERP System, so dass wir nun auch „hinten dran“ mit unserer Software unseren Kunden die Möglichkeit geben, ihre Prozesse zu automatisieren.
Wenn man mit Online Print startet, ist es meistens eine Entwicklung, dass die Auflagen selber zwar geringer werden, die Anzahl der Aufträge aber zunimmt. Wenn ein Unternehmen früher vielleicht 10 Aufträge am Tag gemacht hat, und nun 150 Aufträge abwickeln muss, verändern sich die Anforderungen.
Und dann kann man mit einem klassischen Workflow-System, also mit einem klassischen MIS System, auch gar nicht mehr arbeiten. Deswegen haben wir uns sehr sehr stark entwickelt, damit unsere Kunden heute sogar schon ihre komplette kaufmännische Abwicklung mit unserem System umsetzen können.
Knud Wassermann:
Sie haben gerade das Wort „ERP System“ fallen lassen. Obility hat ja von Anfang an die Möglichkeiten mitgebracht, das eigene System weiterzuentwickeln, dass es heute also viel mehr ist, als ein klassischer Web-to-Print Shop?
Frank Siegel:
Ja, das ist richtig. Unsere Software-Entwicklung beruht auf einem eigenen entwickelten ERP System. Unsere Software verbucht Belege, also quasi wie ein Finanzbuchhaltungs-System. Auch wenn wir zuerst als eCommerce-Plattform im Print Bereich an den Markt gegangen sind, war unser System schon immer so aufgebaut, dass man Aufgaben, die eigentlich ein ERP System übernehmen sollte, mit unserer Lösung auch umsetzen kann.
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Knud Wassermann:
Das heißt also: Obility hilft nicht nur einer Druckerei, den Vertriebskanal Web-To-Print zu erschließen, sondern auch die Prozesse zu straffen und zu optimieren?
Frank Siegel:
Wenn über das Web-to-Print System die Aufträge in das System eingebracht werden, sind die Aufträge standardisiert. Und das ist die erste Voraussetzung zur Digitalisierung, um Prozesse dann auch abbilden zu können.
Das führt dazu, dass man in der Lage ist auch Workflows zur Verfügung zu stellen, die einen Auftrag unterschiedlich durchs Unternehmen durchfließen lassen.
Am Beispiel des Sublieferanten: Kein Einkäufer muss dort etwas mehr bestellen, das macht das System – und da sind wir voll in der Digitalisierung. Das ist die Voraussetzung für Print 4.0 und Industrie 4.0.
Knud Wassermann:
Und Sie unterstützen Ihre Kunden dabei auch bei der Integration?
Frank Siegel:
Auf jeden Fall. Viele Kunden steigen erst einmal mit einem Web-to-Print Shop ein. Mittlerweile haben wir viele Kunden, die die Vorteile der Digitalisierung erkennen. Sie stellen fest, dass die gesamten Aufträge viel einfacher mit dem System abgearbeitet werden können.
Wir gehen in die Unternehmen und machen im Prinzip eine Analyse der Prozesse. Digitalisierung ist nicht eine Software, die man kauft, sondern sie entwickelt sich weiter.
Da ist ein Mindsetting notwendig. Mitarbeiter müssen mit eingebunden werden, es gibt ein Change-Management im Unternehmen, das muss die ganze Firma mittragen. Und die Prozesse müssen dann gemeinsam erarbeitet werden – das ist selbst auch ein stetiger Prozess.
Knud Wassermann:
Herr Siegel, vielen Dank für Ihren Besuch und weiterhin viel Erfolg auf der drupa 2016!
Frank Siegel:
Vielen Dank, Herr Wassermann.