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– und wie Druckunternehmen von STP profitieren können (von Frank Siegel)

Vor kurzem bin ich im Bereich Zahlungsverkehr auf den englischen Begriff „Straight-Through-Processing“ (STP) gestoßen, der mich neugierig gemacht hat. Und so habe ich ein wenig im Web recherchiert.

Laut Wikipedia hat der Begriff zwei Bedeutungen. In der Informatik bedeutet es „das Konzept, Informationen mit möglichst wenig Interaktionen und Vermeidung von Medienbrüchen zu verarbeiten“. In der Wirtschaft bedeutet es „im Sinne des E-Business eingehende Aufträge im Rahmen integrierter und firmenübergreifender Prozesse mit minimalem Interaktionsaufwand zu verarbeiten“.

Die Finanzwirtschaft hat sich den Begriff für die Abwicklung des Zahlungsverkehrs zwischen beteiligten Finanzinstituten ohne manuellen Eingriff zu eigen gemacht.

„Straight-Through-Processing“ durch moderne E-Business Systeme

Bleiben wir aber bei der allgemeinen wirtschaftlichen Bedeutung, so beschreibt „Straight-Through-Processing“ perfekt, wie moderne E-Business-Systeme Zeit und Kosten von Unternehmen einsparen können, indem Aufträge vollautomatisiert und vernetzt abgewickelt werden. Ein E-Business System ist eine Software, die interne und externe Transaktions-, Geschäfts- und Kommunikationsprozesse auf Basis der Informations- und Kommunikations-Technologie automatisiert und optimiert.

Auch in der grafischen Welt gibt es viele Beispiele für STP, wenn es um die betriebswirtschaftliche Abwicklung von Aufträgen geht, die ein E-Business System komplett selbständig erledigt. Ein E-Business System steht dabei übergeordnet für E-Commerce-, Web-To-Print, ERP sowie grafische MIS und Print Procurement Systeme, die durch den Einsatz moderner Internet-Technologien Geschäftsprozesse webbasiert automatisieren und vernetzen können.

Man kann zwei STP Stufen unterscheiden, nämlich internes Processing, das nur innerhalb des eigenen Unternehmens „straight-through“ erfolgt, und ein firmenübergreifendes Processing zwischen Geschäftspartnern.

STP bei internen Prozessen

Im ersten Fall geht es also um die internen betriebswirtschaftlichen Prozesse, die durch STP mit minimalem Aufwand erledigt werden können und zu Zeiteinsparungen und Kostenreduktion führen.

Um die Effizienz des „Straight-Through-Processings“ ersichtlich zu machen, habe ich ein Beispiel skizziert.

Straight-Through-Processing vereinfacht die Arbeit mit Stammkunden

Stammkunden können einen Web-To-Print Auftrag im Closed-Shop ihres Druckdienstleisters online erzeugen. Da die Druckdaten bei Web-To-Print Aufträgen in der Regel nicht mehr geprüft werden müssen, kann der Auftrag mit allen Auftragsdaten und Druckdaten per Schnittstelle z.B. direkt an die Digital-Druckmaschine übertragen werden. Nach der Produktion, die durch die Onlineverarbeitung an der Druckmaschine schon erledigt ist, bekommt das E-Business System von der Druckmaschine oder durch eine Meldung per Barcode-Scan an der Maschine die Fertigstellung des Auftrags mitgeteilt. „Straight Through“ wird vom E-Business System ein Lieferschein und ein Etikett in der Versandabteilung gedruckt und die Ware wird versendet. Am Ende des Monats erstellt das E-Business System für alle gelieferten Sendungen eine Sammelrechnung an den Kunden, die automatisch in der Finanzbuchhaltung auf einem Drucker gedruckt wird.

So, oder in vielfach ähnlichen Abläufen, auch mit anderen Druckverfahren kann ein „Straight-Through-Processing“ im Unternehmen umgesetzt werden.

 

STP bei firmenübergreifenden Prozessen

Betrachten wir nun den zweiten Fall, nämlich die firmenübergreifende Dimension. Wir bleiben dabei beim oben skizzierten Beispiel.

Das Web-To-Print System kann per SSO und OCI Schnittstelle direkt im SAP System des Kunden integriert sein. Dann erfolgt die Gestaltung im Web-To-Print System, die Beauftragung erfolgt direkt per Schnittstelle aus SAP. Das E-Business System in der Druckerei könnte im weiteren Verlauf auch alle relevanten Auftragsdaten per Schnittstelle wieder an den Kunden zurückliefern, insbesondere den jeweils aktuellen Auftragsstatus.

Lesen Sie zum Thema SAP Schnittstelle auch folgende Casestudy:
„SAP Schnittstelle für den Web-to-Print Shop“

Falls das für den Auftrag notwendige Papier nicht auf Lager ist, wird per Schnittstelle automatisch eine Bestellung mit dem erwarteten Zustelltermin an den Papierlieferanten gesendet werden. Um die Warenzubuchung zu erleichtern, sendet das E-Business System dem Lieferanten zusätzlich einen Barcode. Beim Lagerzugang kann der Lagermitarbeiter den auf dem Lieferantenlieferschein gedruckten Barcode einscannen und mit einem Klick zubuchen (falls vollständig geliefert). Es ist sofort ersichtlich, an welcher Maschine das Papier benötigt wird und das System gibt den Auftrag zur Produktion frei.

Im Versand erfasst der Mitarbeiter das Gewicht und die Anzahl Pakete direkt im E-Business System. Diese Informationen werden dann mit den Auftragsdaten „Straight Through“ an den Paketdienst per Schnittstelle übergeben. Dieser sendet die Trackinginformationen zurück, die das E-Business System dem Kunden zum Versandtracking direkt übermittelt. Außerdem liefert der Versender die Druckdatei des Etiketts, das automatisch im Versanddrucker erzeugt wird. Der Mitarbeiter bringt das Etikett auf dem Paket an, das den automatisch gedruckten Lieferschein enthält, und legt das Paket zur Abholstelle des Paketdienstes.

Wie in einem Zahnradwerk löst Straight-Through-Prcessing automatische Folgeprozesse aus

Auch das Rechnungswesen kann mittels STP optimiert werden: Nach Erzeugung der Sammelrechnung werden die Rechnungsdaten automatisch per DATEV Schnittstelle an das externe Rechnungswesen zur Kontierung übergeben. Mit einer Schnittstelle zum Online-Banking werden Kunden-Zahlungen vom E-Business System angenommen. Der entsprechende Rechnungsstatus wird auf bezahlt (oder teilbezahlt) gestellt und der OPOS Ausgleich wird an die Fibu per Schnittstelle übergeben.

Neben den hier aufgeführten Kunden, Lieferanten und Versender können zahlreiche weitere Partner in das firmenübergreifende Netzwerk integriert werden. Beispielsweise Zahlanbieter, Factoring Unternehmen, Produktionspartner, CO2 Rechner etc.

Warum mit „Straight-Through-Processing“ jetzt schon angefangen werden sollte…

Viele Druckdienstleister sind von einem solchen „Straight-Through-Processing“ begeistert, glauben aber, dass ihre Auftragsstruktur zu heterogen ist um Standardprozesse zu schaffen, die eine Automatisierung und Vernetzung möglich machen.

Dies ist eine fahrlässige Reaktion. Es geht nicht um das Ideal, das am besten sofort erzielt werden soll, sondern es geht um einen kontinuierlichen Prozess, der mit einfachen Mitteln gestartet und dann Peu á Peu weitergeführt werden kann. Wer also nicht damit beginnt, Prozess orientiert zu denken, der verbessert sich nicht. Der Wettbewerb optimiert hingegen seine Kostenstruktur durch „Business-Process-Management“ langsam aber stetig, wird produktiver, erwirtschaftet steigende Margen und wird so immer wettbewerbsfähiger

…und das Thema „Investment“ kein Hinderungsgrund ist.

Auch wenn viele sich um die Finanzierung Sorgen machen, ist das Thema Investment kein Hinderungsgrund. Natürlich sollte nur dort investiert werden, wo ein entsprechender ROI erwartet werden kann. Wer sich aber mit Automatisierung und Vernetzung beschäftigt, findet schnell Ansatzpunkte, die erhebliche Einsparungen mit sich bringen. Hier spielt das Thema Prozesskosten eine große Rolle. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass potentielle Kunden einem Anbieter mit solchen Fähigkeiten positiver gegenüberstehen. Also gut für den Umsatz.

Warum Obility für das “Straight-Through-Processing“ ideal geeignet ist

Obility ist eine E-Business Plattform, mit deren Hilfe Unternehmen, insbesondere Druckdienstleister und ihre Kunden ihre Geschäfte automatisieren und vernetzen können. Dazu stellt Obility Automatisierungsfunktionen und offene Schnittstellen zur Verfügung.

Das Obility E-Business System ermöglicht durch Flexibilität und Offenheit Straight-Through-Prozesse in höchstem Maße

Außerdem stellt Obility ein ERP-2 und SMART MIS System zur Verfügung, mit dessen Hilfe Druckdienstleister Ihre Kalkulation, Angebotswesen, Warenwirtschaft, Einkauf, Lagerhaltung und Produktionsplanung auf Basis von webbasierten Funktionen, Automatisierung und Vernetzung erheblich vereinfachen.

Für die nahtlose Integration der Kunden stellt Obility auf seiner Plattform ein E-Commerce-System für Open- und Closed-Shops bereit. Wahlweise können verschiedene Web-To-Print Funktionen Obility für die Nutzung in Printshops eingesetzt werden.

Für Druckeinkäufer liefert die Obility Plattform ein Print-Procurement-System, das die Einkaufsprozesse für Drucksachen in Zusammenarbeit mit Druckdienstleistern deutlich optimiert.